Nicht nur viele Autofahrer werden sich verwundert die Augen gerieben haben, nachdem die Straßenbahntrasse und die südliche Fahrbahn zwischen Gradsteg und Borstraße kurz vor Weihnachten freigegeben wurde.
Die am Bau beteiligten Firmen hatten vorher auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet. Zum Kleben der Borde an den Straßenbahnhaltestellen mußten riesige beheizte Bierzelte aufgestellt werden. Oberleitungen wurden noch spätabends im Scheinwerferlicht bei klirrender Kälte montiert, bei Schnee und Frost asphaltiert und Fußwege gepflastert.
Im gefrorenen Boden geht bautechnisch so gut wie gar nichts. Mit vereisten Sandklumpen und durchfrostetem Splitt lassen sich auch keine Fußwege vernünftig herstellen. Die Mitarbeiter der Fa. Hentschke sind in einer bedauernswerten Situation: “Es könnte schon passieren, dass sich im Frühjahr alles noch mal setzt, aber der Auftraggeber will, dass weitergearbeitet wird. Wenn es beanstandet wird, dann müssen wir eben im Sommer nochmal anrücken.”
Trotzdem ist entgegen allen Planungen, nach denen ursprünglich die Sanierung bis auf allenfalls kleine Restarbeiten bis Ende 2012 abgeschlossen sein sollte, noch ganz viel zu erledigen – der Fußweg südseitig, Straßeneinmündungen, Fahrbahn und Fußweg nordseitig. Und wenn alles fertig ist, dann ohne den von unserer BI geforderten lärmoptimierten Asphalt(LOAD). Für diesen hatten wir uns intensiv eingesetzt, jedoch wurde das Anliegen mit fragwürdigen Begründungen von der Stadtverwaltung abgelehnt:
So sei lärmtechnisch alles in Ordnung, LOA5D wirkt so nicht, man fährt nur 24 km/h auf der Meißner, es gäbe keinen Bedarf für Lärmvorsorge, es sei nicht Stand der Technik, es ist keine Gewährleistung möglich, es ist für Winterdienst ungeeignet und Schuld an den Bauverzögerungen sind die Anwohner…
Letzlich war der Zeitplan wichtiger als Vernunft und Nachhaltigkeit – und in den Zeitplan passte der deutlich leisere LOAD nicht rein. Das Ansinnen der BI, im Frühjahr bei geeignetem Wetter zu asphaltieren, wurde abgelehnt, um den Fertigstellungstermin nicht zu gefährden.
Mittlerweile wurde die Radebeuler Winterbaustelle vom Bund der Steuerzahler und vom Automobilclub Deutschland kritisiert. In einem MDR-Beitrag weisen sie auf Mängel, Gefahren und Steuerverschwendung hin.
Video: Asphalteinbau bei 2 Grad und 80 Prozent Luftfeuchte in Radebeul, Dezember 2012
Daß in absehbarer Zeit die Sanierung des Teilstücks Tankstelle – Kreuzung Moritzburger Straße und der desolate, weiterhin gepflasterte Abschnitt Dr. Külz- Straße – Zillerstraße unaufschiebbar ansteht, sei an dieser Stelle nur nebenbei bemerkt. Es wird dann wieder die gleiche Umleitung erforderlich, deren Beschilderung allein jetzt 100.000 € gekostet hatte.
Von den Folgen der Umleitung kann sich jeder selbst ein Bild auf der Heinrich – Zille – Straße machen – Autos mußten Slalom um die Schlaglöcher fahren, die Umleitungsstrecke ist selbst jetzt sanierungsreif:
Sollte es wirklich keinen Weg geben, in Radebeul Straßensanierungen für Zeiträume zu planen und durchführen zu lassen, in denen nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher kein Winter ist?